Zahnarztangst – Was können Sie dagegen tun?

Kennen Sie dieses Gefühl: Ihnen steht eine Zahnbehandlung bevor, Sie betreten die Zahnarztpraxis und es kommt Ihnen ein Geruch von Desinfektion sowie schrille Bohrertöne entgegen? Und ganz plötzlich fühlen Sie sich unwohl? Dann leiden Sie vermutlich unter Zahnarztangst. Was das genau ist, wie Sie damit umgehen können und welche Behandlungsmöglichkeiten es für Angstpatienten gibt, erfahren Sie in dem folgenden Ratgeber.

Angst vorm Zahnarzt – Wie kommt sie überhaupt zustande?

Angst zu haben, ist nicht unnormal. Etwa 60 Prozent der Menschen leiden unter einer so genannten Dental- oder Oralphobie (im Volksmund als Zahnarzt-Angst bezeichnet), die bei einem Viertel von ihnen extrem stark ausgeprägt ist. Die Angst beruht dabei nicht auf der behandelnden Person, sondern vielmehr auf der Behandlung.

Ursächlich ist meist der Kontrollverlust, der mit der Behandlung beim Zahnarzt einhergeht. Das Gefühl des „Ausgeliefertseins“ führt zu einer Art Ohnmacht. Doch auch das unangenehme Geräusch des Bohrers sorgt bei vielen Angstpatienten für Unbehagen. Da vor allem Schmerzen im Kopfbereich als sehr intensiv wahrgenommen werden, ist oft auch eine örtliche Betäubung notwendig – eine Spritze muss gesetzt werden. Und auch hier geraten einige Menschen in „Panik“. Das Zusammenspiel aus Betäubungsspritze und den Bohrergeräuschen verursachen ein mulmiges Gefühl beim Patienten.

Die typische Ursache für Zahnarzt-Angst ist dabei die Angst vor möglichen Schmerzen. Dieser wiederum können verschiedenste Ursachen zugrundeliegen:

  • in früheren Zahnbehandlungen traumatische Erlebnisse
  • (meist unbegründete) Erwartungshaltung, dass die Behandlung mit Schmerzen verbunden sein wird
  • Geschichten/Erzählungen von Familienangehörigen oder Freunden zu schlechten Erfahrungen beim Zahnarztbesuch
  • fehlende Aufklärung und damit Kenntnis über die genauen Behandlungsabläufe
  • der Zahnarzt wirkt als Person „unangenehm“, wodurch der Patient kein Vertrauen aufbauen kann

Die Zahnarzt-Angst äußert sich dabei von Patient zu Patient sehr unterschiedlich:

  • körperliche Auswirkungen (z. B. Schwitzen, Zittern, Anspannungen der Muskulatur, Herzrasen)
  • psychische Auswirkungen (z. B. angstbehaftete Vorstellungen und Gedanken)
  • Auswirkungen auf das Verhalten (z. B. Verlassen des Wartezimmers vor Behandlungsbeginn, ständiges Aufschieben von Terminen)

In vielen Fällen ist das Schmerzempfinden bei Angstpatienten auch stärker, denn durch die Angst wird das Schmerzerleben negativ beeinflusst.

Zahnarzt-Angst lindern und heilen – Es gibt verschiedene Möglichkeiten

Gegen Zahnarzt-Angst lässt sich grundsätzlich etwas tun. Inzwischen bieten viele Zahnärzte unterschiedliche Möglichkeiten an, gegen die Angst vorzugehen. Eine entspannte Behandlung lässt sich beispielsweise mit Hypnose bewirken, aber auch andere Methoden wie der Einsatz von Akkupunktur, Lachgas oder in besonders schlimmen Fällen einer Vollnarkose sind denkbar. Und auch zu Hause können Sie als Angstpatient selbst etwas tun. Bestimmte Entspannungstechniken wie Meditation sind im Vorfeld oft hilfreich, Anspannungen im Zusammenhang mit der Zahnarzt-Angst zu lösen.

Hypnose gegen Zahnarzt-Angst

Meist ist die Angst vorm Zahnarzt rational unbegründet, sie entstammt vielmehr dem Unterbewusstsein. Im Rahmen einer Hypnose wird dabei dieser so genannte „kritische Faktor“, der die Angst verursacht, stillgelegt, wodurch die Angst für den Moment der Behandlung sozusagen wegretuschiert wird.

Akkupunktur gegen Zahnarzt-Angst

Ähnlich wie Hypnose kann Akkupunktur im Vorfeld einer Zahnarzt-Behandlung hilfreich sein, die Angst zu nehmen.

Zahnarzt-Angst mit Entspannungstechniken lindern

Bei vielen Patienten können schon recht einfache Entspannungstechniken hilfreich sein, um mit der Zahnarzt-Angst besser umzugehen. Vor oder auch während der Behandlung kann beispielsweise über Kopfhörer Mediationsmusik gehört werden, wodurch der Adrenalinspiegel nach unten geht und sich Entspannung einstellt.

Lachgas bei Zahnarzt-Angst

Eine medizinisch sichere und auch gut kontrollierte Technik, die sich sehr gut auch mit Hypnose oder anderen Entspannungstechniken kombinieren lässt, ist die Anwendung von Lachgas bei Angstpatienten. Lachgas besitzt eine beruhigende Wirkung. Anspannungen, Ängste und auch Schmerzen werden reduziert, aber der Patient bleibt während der Behandlung immer noch ansprechbar.

Letzter Ausweg bei Zahnarzt-Angst: Die Vollnarkose

Sofern alle anderen Möglichkeiten zur Beruhigung keinen ausreichenden Erfolg bringen, dann bleibt für den Patienten noch die Möglichkeit der Behandlung unter Vollnarkose. Ist die Entscheidung zur Vollnarkose getroffen, wird ein Anästhesist hinzugezogen, welcher den Patienten zunächst untersucht und dessen Narkosefähigkeit beurteilt. Bei der Narkose wird dann durch intravenös verabreichte Medikamente oder auch ein eingeatmetes Anästhesiegas das Bewusstsein und auch das Schmerzempfinden im ganzen Körper ausgeschaltet. Der Patient wird vorübergehend in einen tiefen, schlafähnlichen Zustand versetzt. Anders als bei der Behandlung mit Lachgas ist er nicht ansprechbar.

Zahnarzt-Angst bei Kindern

Aus Sicht vieler Erwachsener haben Kinder oft in etwas übertriebenem Ausmaß Angst. Doch das hat einen durchaus guten Grund: Die Evolution hat dem Menschen diese besondere Schutzfunktion „eingebaut“. Gerade sehr kleine Kinder verfügen weder über eine komplett ausgebildete Motorik noch über die Fähigkeit, logisch zu denken. Angst trägt hier dazu bei, bestimmten erkennbaren Gefahren aus dem Weg zu gehen oder auf die Gefahren mit Hilferufen oder Weinen zu reagieren, denn Kinder suchen dann den Schutz der Eltern.

Außerdem sind Kinder sehr sensibel. Sie können dadurch wesentlich besser bestimmte Gefühlslagen wahrnehmen – vor allem die von sehr eng mit ihnen verbundenen Bezugspersonen wie Mutter und Vater. Stimmungslagen der Eltern können sie dadurch leichter erkennen, so auch angespannte Situationen wie Ängste.

Genetisch ist die Zahnarzt-Angst zwar nicht auf Kinder vererbbar, allerdings lernen Kinder durch Zusehen und übernehmen oft die Verhaltensmuster der Eltern. Haben nun Mutter und/oder Vater Angst vorm Zahnarzt, überträgt sich diese unbewusst auch auf das Kind. Auch suchen Eltern mit Zahnarzt-Angst den Zahnarzt seltener auf, wodurch auch Kinder kein Vertrauen zur Umgebung in der Praxis aufbauen können. Wird dem Kind das Vertrauen zu einer Praxisumgebung durch den Gang zum Zahnarzt vermittelt, kann eine erste Hürde bereits genommen werden. Schon mit dem ersten Milchzahn empfiehlt sich der Besuch beim Zahnarzt. So kann das Kind langsam Kontakt zum behandelnden Arzt sowie dem Personal aufnehmen. Da jedoch auch die Sinne von Kindern sehr stark beeinflusst werden, ist es wichtig, ihnen die Behandlungen in so angenehmem Maße wie möglich zu vermitteln. Unangenehme laute Geräusche oder auch abstoßende Gerüche können die Zahnarzt-Angst beim Kind fördern. Natürlich lässt sich das nicht vermeiden, doch eine frische Luft, möglichst „leise“ Geräusche hinter den Türen und farblich angenehm gestaltete Praxisräume können dem Kind erste Ängste nehmen und die Sinneseindrücke positiv beeinflussen.

Was ist bei Zahnarzt-Angst noch hilfreich?

Neben den möglichen Behandlungsmaßnahmen während einer Behandlung können auch im Vorfeld einige Dinge unternommen werden, um die Zahnarzt-Angst zumindest etwas zu lindern.

Folgende Tipps können beim Überwinden der Zahnarzt-Angst helfen:

  • Wählen Sie immer einen Zahnarzt, dem Sie auch Vertrauen schenken können. Der Zahnmediziner sollte Verständnis für Ihre Angst zeigen und empathisch sein. Wichtig ist, dass er gut zuhört und jeden Behandlungsschritt genau erklärt. Fühlen Sie sich in guten Händen, dann geht die Angst meist schon zurück.
  • Auch wenn es paradox klingen mag – durch regelmäßige Zahnarztbesuche kann die Angst gelindert werden. Wichtig ist, nicht zu lange zu warten. Wer auch ohne Beschwerden die Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmt, wird weniger Angst vor dem Zahnarztbesuch haben als jemand, der mit Schmerzen die Praxis betritt. Zahnarztbesuche sollten also nie so lange aufgeschoben werden, bis der Leidensdruck unerträglich ist.
  • Lassen Sie sich von einer vertrauen Person (z. B. Ihrem Partner, einem Familienmitglied) zum Zahnarzt begleiten. Oft ist es auch möglich, dass diese Person sogar mit ins Behandlungszimmer darf. Ein Begleiter, der selbst keine Angst vorm Zahnarzt hat, ist natürlich ideal. So lässt sich die Stimmung positiv beeinflussen.
  • Vereinbaren Sie mit dem Zahnarzt und dem Personal individuelle Handzeichen und Signale. Die Kommunikation während einer Zahnbehandlung ist nur sehr begrenzt möglich. Können Sie dem Zahnarzt jedoch vorher abgestimmte Handzeichen geben, wenn Sie sich unwohl oder verkrampft fühlen, dann kann er problemlos eine Pause einlegen. Sehr einfühlsame Zahnärzte fragen sogar von allein, ob alles in Ordnung ist.
  • Bitten Sie um ein Betäubungsspray, wenn Sie Angst vor der Spritze haben. An der Einstichstelle verspüren Sie dann nur noch einen Druck.

Wenn nichts mehr hilft – Den Weg zur Therapie finden

Ist die Zahnarzt-Angst wirklich unüberwindbar und helfen auch Behandlungsmöglichkeiten wie Hypnose, Lachgas oder Vollnarkose nicht, bleibt oft nur der Gang zu einem Psychologen. Wichtig ist dabei die aktive Mitarbeit des Betroffenen, denn nur so kann die Angst vorm Zahnarztbesuch gelindert oder sogar geheilt werden. Ein wichtiger Weg ist es nämlich, sich die Angst auch tatsächlich einzugestehen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Psyche kann davon mit der Zeit profitieren – und die Zahngesundheit sowieso.

Angstpatienten sind auf einen spezialisierten Zahnarzt angewiesen

Als Angstpatient ist es wichtig, einen Zahnarzt zu finden, der sich auf eben solche Patienten spezialisiert hat und genau weiß, wie er mit ihnen umgehen muss. Ein Zahnarzt sollte folgendes mitbringen:

  • Noch vor der Behandlung sollte der Zahnarzt ein ausführliches Erstgespräch ohne Behandlung anbieten. Sinnvoll ist allerdings eine „Bestandsaufnahme“.
  • Der Zahnarzt bietet neben einer vorsichtigen, einfühlsamen Zahnbehandlung auch eine angstlösende Therapie an (z. B. psychotherapeutische Methoden, Hypnose, Medikamente).
  • Bei umfangreichen Zahnsanierungen besteht die Möglichkeit einer Behandlung in Vollnarkose. So wird der Patient mitunter dazu motiviert, weitere Zahnbehandlungen durchführen zu lassen und die Angst kann schrittweise abgebaut werden.
  • Neben dem Zahnarzt sollte auch das Praxis-Team im Umgang mit Angstpatienten geschult sein.
Kategorie: Ratgeber
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